Die Wiederentdeckung der Taufe Jesu
Wandbild in der Ludwigsthaler Kirche war 110 Jahre lang verdeckt
Die Taufe Jesu im Jordan zeigt diese Szene aus der Herz-Jesu-Kirche, die bislang von einem Marienbild verdeckt war. − Foto: Bietau
Ludwigsthal. In der Herz-Jesu-Pfarrkirche ist Anfang der Woche ein Geheimnis gelüftet worden: Um mit den Renovierungsarbeiten fortfahren zu können, mussten die Restauratoren das zwei mal drei Meter große Marienbildnis über dem Taufstein abhängen. Dabei kam ein Wandbild zum Vorschein, das 110 Jahre lang niemand zu Gesicht bekommen hatte.
Das Marienbildnis wurde bereits im Jahr 1904 angebracht, also nur drei Jahre nachdem die komplette Ausmalung, für die das Gotteshauses heute so berühmt ist, abgeschlossen war. Es wurde viel spekuliert, was sich wohl hinter dem Marienbild verbergen wird. Selbst Nachforschungen im Archiv des Bistums Passau verliefen im Sande: Es wurden keinerlei Hinweise gefunden. Und Zeitzeugen, die die Kirche noch ohne das Bild gesehen haben, sind längst verstorben. "Einfach einen Blick hinter das Marienbild zu werfen, das hat sich niemand getraut und das war wegen der elektrischen Lämpchen rund um das Bild auch gar nicht möglich", sagt Kirchenpfleger Reinhard Kopp.
Die Vermutung, dass sich hinter dem Bild über dem Taufstein, eine Szene verbergen könnte, die sich mit dem Thema Taufe beschäftigt, hat sich nun bewahrheitet: Als das Marienbild im Zuge der Restaurierungsarbeiten abgenommen wurde, kam ein Wandbild zum Vorschein, das die Taufe Jesu im Jordan zeigt. Man sieht Johannes den Täufer, der den Kopf Jesu mit Wasser begießt. Über der Szene wacht der Heilige Geist in Gestalt einer Taube.
110 Jahre war dieses Wandbild verdeckt. Es ist nach Einschätzung der Restauratoren unbeschädigt und in einem gutem Erhaltungszustand. Nur Staub und Schmutz haben sich über die Zeit abgelagert. Die Restauratoren werden sich nun an die Arbeit machen, um auch dieses Wandbildnis wieder in altem Glanz erstrahlen zu lassen.
Warum die Tauf-Szene einst mit dem Marienbild verdeckt wurde? Der Ludwigsthaler Kirchenpfleger Reinhard Baierl kann sich das nur mit der großen Marienverehrung im Bayerischen Wald erklären. "Die Gläubigen wollten zu der damaligen Zeit wohl einfach ein Bildnis der Gottesmutter in ihrer Kirche haben", vermutet er.
Seit Oktober 2013 ist der Innenraum der Kirche eine Baustelle: Die Sanierung der einzigartigen Bemalung, die das Gotteshaus zu einem wahren Juwel der Kirchenbaukunst macht, ist extrem aufwendig – und teuer. Die Pfarrei ist dringend auf Spenden angewiesen, um die Finanzierung schultern zu können. − fb/bbz