PNP 21.09.2019


"Fürn Sterz gibt‘s koa Rezept"

 Für das Ludwigsthaler Eapfe-Fest werden mehrere Zentner Kartoffeln verarbeitet

 Sepp Käser mit Enkelin Victoria, Corinna Schröder, Iris Kuchler, Monika Käser, Claudia Ganserer und Mona Pscheidl.

Die Mitglieder des Ludwigsthaler Pfarrgemeinderates haben alle Vorbereitungen für ihr heutiges Eapfe-Fest getroffen. Von links: Sepp Käser mit Enkelin Victoria, Corinna Schröder, Iris Kuchler, Monika Käser, Claudia Ganserer und Mona Pscheidl. −Foto: Wint    

 

Manchmal ist sie nur der Anlass für einen kleinen Ratsch, ein anderes Mal der Auftakt für ein ausgedehntes Gespräch. In seiner Serie bittet der Bayerwald-Bote zu einer Tasse Kaffee. Unsere Gesprächspartner heute sind die Mitglieder des Ludwigsthaler Pfarrgemeinderates. Kartoffelgerichte in allen Variationen stehen im Mittelpunkt ihres heutigen Eapfe-Festes. Sterz und Schopperl sind der Renner, für die richtige Zubereitung gibt es kein Rezept, das geht alles nach Gefühl.
Kaffee mit Milch, Zucker oder schwarz?
Mona Pscheidl (23): Ich trink keinen Kaffee, am liebsten ist mir Kaba.
Claudia Ganserer (51): Schwarz, ohne alles.
Sepp Käser (55): Schwarz.
Monika Käser (51): Mit Milch.
Corinna Schröder (42): Mit Milch.
Iris Kuchler (47): Ich auch mit Milch. Aber beim Sterz-Ausbacken ist mir ehrlich gesagt a Halbe Bier lieber.

Am heutigen Samstag findet bei der Kirche wieder euer Eapfe-Fest statt. Das ist was Besonderes, sowas gibt es weit und breit nicht.
Monika: Ja, das ist heuer unser zehntes Fest und die Besucher werden jedes Jahr mehr.
Mona: Sogar bis aus München kommen einige Gäste extra wegen unserem Eapfe-Fest nach Ludwigsthal.
Corinna: Das ist der Wahnsinn, um 17 Uhr beginnt unser Fest – da warten die Leute schon, bis es los geht.

Warum erst um 17 Uhr? Ihr könntet doch schon mittags anfangen.

Iris: Da müssten wir um zwei Uhr nachts aufstehen, um all die Vorbereitungen zu schaffen. Wir haben den Festbeginn eh schon von 18 auf 17 Uhr vorverlegt. Früher geht es nicht. Die Gerichte werden ja zum Teil frisch zubereitet. Zwetschgenknödel zum Beispiel, denn frisch schmecken sie am besten.

Wie ist das mit dem Sterz, da braucht ihr ja Unmengen davon?
Monika: Sterz kann man gut einige Tage vorher ausbacken und dann einfrieren. Dann muss er am Fest nur noch mal aufgeschmalzen werden. Ich selber bereite an die 20 Kilo vor. Ich bin aber nur eine vor 40 Köchinnen aus der ganzen Gmoa. Insgesamt werden bestimmt mehrere Zentner Kartoffeln verkocht.

Der Sterz ist ein traditionelles Bayerwald-Gericht. Wie beschreibt man einem Nicht-Waldler, was ein Sterz ist?
Sepp: Oje – des is schwierig.
Mona: Ein altes Kartoffelgericht aus Großmutters Zeiten.
Claudia: Kartoffeln mit Mehl und Salz.
Iris: Alles fein zerbröselt.
Monika: Und in Schmalz ausgebacken.

Früher war der Sterz oft als Arme-Leute-Essen verpönt, seit einigen Jahren erlebt er ein kulinarisches Comeback und ist der Renner, wo auch immer er angeboten wird.
Corinna: Ganz klar, Sterz kochen ist eine Heidenarbeit. Das mag zu Hause keiner gerne machen.
Monika: Viele junge Frauen können das gar nicht mehr. Außerdem stinkt die ganze Küche brutal nach Fett.
Iris: Und weil eben der Sterz soviel Arbeit macht und in den Familien kaum mehr gekocht wird, findet er reißenden Absatz auf unserem Fest. Man kann Sauerkraut, Apfelmus oder Dickmilch dazu essen.
Monika: Manche wollen den Sterz sogar mit Maggi – oder mit Zucker.

Und wie genau wird der Sterz zubereitet?
Alle übereinstimmend: Do gibt‘s koa Rezept!
Claudia: Am besten sind mehlige Kartoffeln, die müssen schon am Tag vorher gekocht werden. Die kalten, geschälten Kartoffeln werden dann fein gerieben.
Monika: Dazu habe ich ein altes Gitter von meiner Mama. Ich weiß gar nicht, ob es sowas heute noch zum Kaufen gibt. Mit dem richtigen Gefühl muss man die Kartofeln über das Gitter reiben.
Claudia: Ich nehm lieber eine Reibe. Und dann kommt das Mehl dazu, ich verwende Dinkelmehl.
Iris: Mit Wiener Grießler gelingt der Sterz am besten.
Monika: Ich nehm ganz a normales Rosenmehl, des geht a.

Und wieviel Mehl braucht man da?
Monika: Nach Gefühl.
Mona: Wenn ich an Sterz mach, steht immer die Mama dabei. Die sagt dann: Aaffe schitten, aaffe schitten, aaffe schitten... Ich muss dann immer noch mehr Mehl auf die Kartoffeln schütten.

Das Salz wird dann vermutlich auch nach Gefühl zugegeben.
Claudia: Ja, da muss man halt immer mal probieren zwischendurch.

Und wie wird aus der Kartoffelmasse die kleinbröckelige Form des Sterz?
Monika: Zwischen den Händen muss man alles fein abbröseln, portionsweise in einer Pfanne mit heißem Fett ausbacken und immer gut mit einem Muasara zerstoßen.

Manche verwenden Öl zum Ausbacken...
Monika: Na, Butterschmalz gibt den besten Geschmack.

Und Rezept gibt‘s jetzt da wirklich keines?
Iris: Fürn Sterz ned, aber für die Schopperl hab ich ein Rezept. Da mach ich den Teig im Thermomix, des muass nämlich a richtiger Baatz werden: 500 Gramm Kartoffeln, 200 Gramm Mehl, zwei Teelöfel Salz und ein Ei. Die Menge reicht für drei Pfannen. Ich wuzel die Schopperl und mein Mann übernimmt das Ausbacken.
Monika: Ich hab auch einen fleißigen Helfer: meinen "Sepp-omat". Der übernimmt das Reiben der Kartoffeln.

Corinna: Auf unserem Eapfe-Fest gibt‘s aber noch viel, viel mehr außer Sterz und Schopperl. Von Apfelreinstriezel bis Zwetschgenknödel, alles was die Kartoffelküche zu bieten hat. Auch die moderne Küche kommt nicht zu kurz, angefangen von der Süßkartoffelsuppe bis hin zum griechischen Kartoffelauflauf.
Iris: Es gibt sogar Pralinen, Lebkuchen und Torten als Nachspeise.
Mona: Und an Schnaps an der Eapfe-Bar, den braucht man dann zur Verdauung.
Mit am Kaffeetisch saß:
Claudia Winter