PNP 06.09.2014

 

Kunstwerk Kirche

Mit alten Techniken bringen die Kirchenmaler neuen Glanz in das Ludwigsthaler Gotteshaus   Bietau/onelife-photo 

Im Altarraum der Ludwigsthaler Kirche sind nur noch Restarbeiten nötig. Die Wand- und Deckenbemalung ist ansonsten vollständig restauriert und auch die Fenster haben nach der Ergänzung von Glaselementen wieder ihr ursprüngliches Aussehen. − F.: Bietau/onelife-photo

Seit fast einem Jahr ist in Ludwigsthal eine der aufwendigsten Restaurierungen eines Kirchenbauwerkes in Niederbayern im Gange. Und bisher läuft es sehr gut, wie Pfarrer Martin Prellinger sagt: "Wir sind voll im Zeitplan und auch bei den Kosten gibt es noch keine Überschreitungen." Der erste Bauabschnitt, der den Altarraum und die Sakristei umfasste, ist jetzt zum Großteil geschafft.

Nur einige schadhafte Stellen im Boden werden noch mit neuen Steinplatten ausgelegt, im Sockelbereich sind noch ein paar Ausbesserungen an der Ausmalung nötig und auch die Elektriker müssen noch ran. Die Plane, die monatelang das Kircheninnere vom Altarraum abtrennte, konnte schon entfernt werden, allerdings werden die Gottesdienstbesucher auch in den kommenden Monaten noch auf einen Sichtschutz blicken.

Das Gerüst ist unterdessen bereits ins Kirchenschiff versetzt und bis unter die Kuppeldecke aufgebaut worden. Im Chorraum fällt der Blick nun sofort auf die prächtigen Kirchenfenster. Sie waren in den 1960-er Jahren teilweise mit Klarglas versehen worden, um mehr Licht in das Kircheninnere zu lassen; inzwischen hat eine Münchner Spezialfirma die fehlenden farbigen Glaselemente exakt nach den Originalentwürfen ersetzt, so dass sich die Fenster wieder in ihrer ganzen ursprünglichen Farbenpracht präsentieren.

 In dem dargestellten Buch steht unter anderem sein Name. 

In diesem Bild hat sich der einstige Kirchenmaler Franz Hofstötter verewigt: In dem dargestellten Buch steht unter anderem sein Name.

 

Das Tageslicht erhellt nur recht spärlich die Malerei, die den Altarraum und die ganze Kirche so einzigartig weit über Niederbayern hinaus macht. Teile der Bemalung sind allerdings durch Arbeitsscheinwerfer in gleißendes Licht getaucht – die Bereiche, an denen die beiden Kirchenmaler Jürgen Hollweck und Armin Funk gerade Ausbesserungen vornehmen.

Vor mehr als 100 Jahren hat Franz Hofstötter, unterstützt von Eugen Hasenfratz, in der so genannten Secco-Technik (Trockenmalerei) das gesamte Innere des Kirchenbaus ausgemalt. Sie lösten Farbe in Kalkmilch auf und trugen diese Mischung auf den trockenen Grund des Innenputzes auf. Doch eben dieser Malstil macht die Renovierung so schwierig, wie die Kirchenmaler verdeutlichen. "Schon wenn man einfach mit der Hand darüber wischt, könnte die Farbe vom Putz abblättern."

Kirchenmaler Jürgen Hollweck (Bild) und sein Kollege Armin Funk haben absolute Filigranarbeit zu verrichten. 

Kirchenmaler Jürgen Hollweck (Bild) und sein Kollege Armin Funk haben absolute Filigranarbeit zu verrichten.

 

Eingedrungene Feuchtigkeit und mechanische Einwirkungen hatten in der Vergangenheit Schäden angerichtet, an einigen Stellen muss erst noch der Putz ausgebessert und angeglichen werden, danach können fehlende Teile der Ausmalung erneuert werden. Auch heute wird mit fast der selben Technik wie schon vor 100 Jahren gearbeitet, um schadhafte und fehlende Teile in der Ausmalung zu restaurieren. Für die Farbgestaltung werden verschiedene Farbpigmente, Farbpulver – meist natürliche, erdige Farbtöne – gemischt, bis der Farbton den Originalen gleicht; nur die Bindemittel sind andere und bessere geworden, erklären die Experten. Die Sicherung der gut erhaltenen Ausmalungen ist ebenfalls ein wesentlicher Bestandteil der gesamten Restaurierungsarbeiten.

In einem aufwendigen Prozess wird ein Bindemittel auf die Malerei aufgebracht, um die Verbindung zum Putz zu stabilisieren. Das geht nicht einfach mit dem Pinsel – viel zu empfindlich sind die alten Malereien. In fünf bis sechs Durchgängen wird ein feiner Nebel der Flüssigkeit über die noch gut erhaltenen und frisch restaurierten Malereien gespritzt, um sie zu schützen.

Ein Blick über die Schulter der Kirchenmaler, zu sehen, wie Ornamente und Figuren in feinen Linien nachgezeichnet werden, erklärt schnell, warum die Restaurierung einen so langen Zeitraum beansprucht. Das ist absolute Filigranarbeit. Ein gewisser Unsicherheitsfaktor für das Einhalten des Zeitplans ist die Witterung, sprich die Kälte. Unterhalb einer Wandtemperatur von acht Grad geht nichts mehr. So wird es schon 1895 gewesen sein, als die Ausmalung der Kirche begonnen wurde, die dann sechs Jahre dauerte.

An diese Maler erinnert den Besucher übrigens nicht nur die Chronik der Kirche. Die Künstler haben sich in den Bildern ein Denkmal gesetzt. Links und rechts im Altarraum, in gut vier Metern Höhe, hält je eine Heiligenfigur dem Betrachter ein aufgeschlagenes Buch entgegen, in dem man bei näherem Hinsehen nicht die erwarteten Zeilen aus der Bibel erkennt, sondern die Namen der am Bau und der künstlerischen Gestaltung der Kirche beteiligten Personen. Auch die Kirchenmaler, die nun die Renovierung durchführen, werden sich wieder traditionell an einer Stelle im Kirchenschiff verewigen. Wo, das wollen sie noch nicht verraten.

Der Abschluss der Arbeiten im Altarraum markiert gleichzeitig den Beginn der Sanierung im Kirchenschiff. Der zweite Bauabschnitt, dessen Finanzierung laut Pfarrer Prellinger inzwischen gesichert ist, umfasst die Sanierungsarbeiten im gesamten Langhaus. Danach sollen in einem dritten Abschnitt Altar und Heiligenfiguren hergerichtet und die Orgel gereinigt werden. Derzeit tüftelt man an einem Beleuchtungskonzept, was gar nicht so einfach ist, wie Prellinger sagt: "Einerseits soll man die restaurierte Bemalung gut sehen können, andererseits soll aber auch die charakteristische, relativ dunkle Atmosphäre in der Kirche erhalten bleiben."

Den Abschluss der auf Gesamtkosten von drei Millionen Euro veranschlagten Innensanierung strebt man für das Jahr 2016 an − fb/rz