PNP 09.06.2020

 
Pfarrei verabschiedet einen Freund

Letzter Gottesdienst mit Stadtpfarrer Prellinger in der Herz-Jesu-Kirche

Verabschiedung unseres Pfarrers Martin Prellinger am 07.06.2020

Beim Gottesdienst am Sonntag durften die Gläubigen wieder singen – ein kleiner Lichtblick in der Corona-Krise. Dies allerdings machte den Abschied von Stadtpfarrer Martin Prellinger nicht leichter. Wegen Corona war sein letzter Gottesdienst in der Herz-Jesu-Kirche nicht angekündigt worden, nur in kleinem Kreis durfte gefeiert werden.

Im Evangelium hörten die Gläubigen die letzten Worte aus dem Mund Jesu. "Und es sind auch meine letzten Worte, die ich heute in einer Predigt als euer Pfarrer zu euch spreche", sagte Martin Prellinger. Er blickte zurück auf den tollen Empfang vor 15 Jahren. Damals hatte der Pfarrer einen kleinen Ziegelstein für jeden mitgebracht – als Symbol für das was Kirche ausmacht. "Als kleiner lebendiger Baustein habe ich versucht, die Kirche in Ludwigsthal mitzubauen", so der Pfarrer.

Er erinnerte an die Herausforderungen nach der Schneekatastrophe, als die Kirche in Regenhütte geschlossen werden musste. "Ich bin stolz darauf, dass es uns miteinander gelungen ist, eine neue Kirche zu bauen", sagte Prellinger. Auch die einzigartige Kirche in Ludwigsthal habe man wieder in neuem Glanz erstrahlen lassen. "Kirche zu bauen und neu zu erleben, das haben wir miteinander umgesetzt. Ich habe versucht, meinen Beitrag zu leisten, mit meinen Begabungen und Fähigkeiten und in guter Absicht. Wo ich dabei mit meinen Worten, meinem Verhalten oder meinen Entscheidungen andere verletzt habe, bitte ich um Entschuldigung", so der Pfarrer.

Zum Abschied hatte Pfarrer Prellinger für jeden ein kleines Kreuz mitgebracht. "Das Kreuz ist für mich immer ein Anker in meinem Leben und die Versicherung, dass Gott mit mir ist." Mit dem Kreuz sagte der Pfarrer Danke für alles, was er hier erleben durfte und Danke für alles, was er an Glaube, Begleitung und Freundschaft erfahren durfte.

Ein Abschied in Corona-Zeiten ist nicht leicht. Es gibt keine Umarmung, nicht einmal einen Händedruck. Auch der Friedensgruß im Gottesdienst musste entfallen. "Händedruck geht nicht, anlächeln unter der Maske ist auch schwierig, aber schaut euch wenigstens freundlich an", sagte Martin Prellinger.

An dem Gottesdienst nahmen auch Lindbergs 1. Bürgermeister Gerd Lorenz und 2. Bürgermeister Eugen Stadler teil. Lorenz zitierte den Pfarrer, der kürzlich sagte:" Ich bin in einer Katastrophe gekommen und werde in einer Katastrophe gehen". Bürgermeister Lorenz versicherte dem Pfarrer, "die Zeit dazwischen war keine Katastrophe, sie war ein Segen. Sie werden uns fehlen mit ihrer Persönlichkeit und mit ihrem einfühlsamen Wesen. Persönlich hat mich immer beeindruckt, dass Sie niemals für sich in Anspruch genommen haben, auf jede Frage eine Antwort zu haben. Aber gerade da fängt der Glaube an", sagte der Bürgermeister und überreichte dem Pfarrer ein Abschiedsgeschenk mit der Hoffnung auf eine Wiedersehen, "vielleicht beim Eapfefest".

Pfarrgemeinderatsvorsitzender Josef Käser schaute zurück auf die vergangenen 15 Jahre. "Unvergesslich für alle ist die Christmette, die in Regenhütte im Kirchen-Rohbau auf Bierbänken gefeiert wurde", so Käser. Er erinnerte an die Einweihung mit Bischof Schraml, an das 100-jährige Pfarreijubiläum in Ludwigsthal, an die großen Herausforderungen bei der Renovierung der Pfarrkirche Herz-Jesu, an die Altarweihe mit Bischof Oster, an die vielen Klausuren und an die Ausflüge. "Wir durften nicht nur den Stadtpfarrer und den Dekan kennenlernen. Wir durften auch einen liebenswerten Menschen kennenlernen – den Freund Martin. Wir danken dir für die 15 Jahre, in denen du unser Seelsorger warst", betonte Josef Käser. "Unser Herz sagt: Bleib bei uns. Aber unser Verstand sagt: Wage einen Neuanfang." Für die gesamte Pfarrgemeinde wünschte Käser dem Pfarrer alles erdenklich Gute und überreichte ein modernes Glasbild der Pfarrkirche Ludwigsthal und der Filialkirche Regenhütte.

 Felix, Selina und Julia begrüßen den neuen Pfarrer

 WinterDie Ministranten verabschiedeten Pfarrer Prellinger mit einem Fotobuch. Felix Schröder und Selina Ganserer, die schon als Einjährige im Oktober 2005 beim Empfang des Pfarrers dabei waren (Foto oben), haben es überreicht. Für Martin Prellinger war es eine besondere Freude, diese Kinder von damals auf ihrem Weg des Glaubens ein Stück weit begleitet haben zu dürfen.

Die Ludwigsthaler prosteten dem scheidenden Pfarrer beim Sektempfang zu und wünschten ihm alles erdenklich Gute für seinen weiteren Lebensweg. Links im Bild Pfarrgemeinderatsvorsitzender Josef Käser und 2. Bürgermeister Eugen Stadler, in der Mitte hinten 1. Bürgermeister Gerd LorenzDie Ludwigsthaler prosteten dem scheidenden Pfarrer beim Sektempfang zu und wünschten ihm alles erdenklich Gute für seinen weiteren Lebensweg. Links im Bild Pfarrgemeinderatsvorsitzender Josef Käser und 2. Bürgermeister Eugen Stadler, in der Mitte hinten 1. Bürgermeister Gerd Lorenz

"Wir bleiben beieinander im Herzen. Ich nehme soviel mit von euch nach Passau und ich komme sehr gerne zu Besuch", versprach der Pfarrer. Beim anschließenden Sektempfang vor dem Haus am Weg prosteten die Ludwigsthaler dem scheidenden Pfarrer ein letztes Mal zu, es wurden persönliche Worte gewechselt und so manche Erinnerung aufgefrischt. Am Ende gab Pfarrer Martin Prellinger sogar das Geheimnis preis, warum er beim Ausflug ins Kamptal zum Weingut Gruber in aller Herrgottsfrühe allein in den Weinbergen unterwegs war: "Nicht um ein Morgengebet zu sprechen, sondern um die Nachwirkungen des feucht-fröhlichen Abends zu vertreiben".

Claudia Winter