PNP 10.02.2020


Prellinger geht

Stadtpfarrer wechselt im Herbst nach Passau – "Eine Kopfentscheidung"

Rainer Schlenz  10.02.2020      

Als Martin Prellinger gestern in der Kirche die Nachricht verkündete, da brach ihm kurz die Stimme und nur mit Mühe konnte er die Tränen zurückhalten: Er werde Zwiesel heuer im Sommer verlassen, teilte der Stadtpfarrer am Ende des Sonntagsgottesdienstes mit – und ein Raunen ging durch die Reihen der Besucher. Der bevorstehende Abschied des äußerst beliebten Pfarrers und Dekans kam für sie aus heiterem Himmel.

  Schlenz Nur noch bis Mitte Juni wird Martin Prellinger Gottesdienste in der Zwieseler Stadtpfarrkirche feiern, dann nimmt er sich eine Auszeit und wechselt im Herbst nach Passau. Dieses Foto entstand beim gestrigen Sonntagsgottesdienst in Zwiesel. Links im Bild Diakon Walter Kraus. −Foto: Schlenz

Letztlich beantwortete der Stadtpfarrer diese Frage mit Ja und bewarb sich auf die Ausschreibung der Pfarrstelle im Pfarrverband Passau-Ilzstadt. Hart habe er mit sich gerungen, sagte Prellinger bei seiner Ansprache an die Gläubigen. "Das Herz wollte da bleiben, aber der Kopf und der Verstand haben gesagt, dass es richtig ist zu gehen." Jetzt werde für ihn eine Phase der Trauer beginnen bis zum endgültigen Abschied am 15. Juni.Martin Prellinger selbst hatte bei der Bekanntgabe bereits einen eineinhalbjährigen Entscheidungsprozess hinter sich, wie er verriet. "Schon als ich 2005 in Zwiesel angefangen habe, hatte ich die Vorstellung, dass zehn bis fünfzehn Jahre ein Zeitraum sind, nach dem es für beide Seiten etwas Neues braucht – für die Pfarrei und für einen Pfarrer", sagte er in einem Telefonat mit dem Bayerwald-Boten. Im Mai wird Prellinger 55, "da ist es an der Zeit, sich zu fragen: Fange ich nochmal etwas Neues an?"

Ganz wichtig war es dem Stadtpfarrer, im Gespräch mit der Heimatzeitung zu betonen, dass sein Entschluss nicht mit irgendwelchen Problemen im Pfarrverband Zwiesel-Ludwigsthal zusammenhängt: "Ganz im Gegenteil: Es hat hier so viele positive Erfahrungen gegeben, dass ich sehr lange geblieben bin."

Die neue Stelle wird Martin Prellinger zwar erst im Oktober antreten, aber aus Zwiesel wird er sich, wie erwähnt, bereits Mitte Juni verabschieden und anschließend noch eine Sabbatzeit nehmen, "um neue Kräfte zu sammeln". Schon jetzt weiß er, dass dieser Abschied sehr schwer für ihn werden wird, denn mit der Zwieseler Zeit verbindet er nach eigenen Worten in allererster Linie schöne Erfahrungen. Vom ersten Tag an sei er gut und offen empfangen worden, habe in den kirchlichen Gremien hoch engagierte Leute um sich gehabt.

Ausgerechnet die Schneekatastrophe im Februar 2006, wenige Monate nach seinem Amtsantritt, war für Prellinger – abseits aller Beschwerlichkeiten – ein prägendes Erlebnis: "Es war grandios zu sehen, wie die Leute da zusammengeholfen haben." In all den Jahren habe es unzählige positive Begegnungen und Aktionen gegeben und nur vergleichsweise wenig Grund für Ärger. Ein außergewöhnlicher Höhepunkt, an den der Geistliche sich besonders gern erinnert, das war die Christmette im Rohbau der neuen Regenhütter Kirche. "Wir sind alle auf Bierbänken gesessen, aber es war ein wunderschöner Weihnachtsgottesdienst."

Worauf er stolz ist beim Rückblick? Spontan fallen dem Stadtpfarrer da die großen Baumaßnahmen ein: neben dem Kirchenbau in Regenhütte das neue Pfarrzentrum und der Abschluss der Kirchenrenovierung in Ludwigsthal. "Das waren alles Aufgaben, die schon zu Beginn meiner Amtszeit anstanden und die wir letztlich gut zusammen gelöst haben."

Aber keineswegs wolle er nur die Bauprojekte in den Vordergrund stellen; viele andere Dinge, nicht zuletzt die Gottesdienste, seien ihm mindestens ebenso wichtig gewesen. Und zwar auch die in den kleinen Kirchen und Kapellen. "Der ZDF-Fernsehgottesdienst am vergangenen Sonntag war aber schon noch einmal ein besonderes Highlight", so Prellinger.

Gibt es etwas, das er gern noch erreicht hätte im Pfarrverband? "Es wäre spannend gewesen, hier noch gemeinsam Antworten auf die nachlassende Kirchenbindung der Menschen zu finden", sagt der Stadtpfarrer, "und ich hätte auch noch gern die Renovierung unserer Kindergärten miterlebt."

Der Kontakt nach Zwiesel wird bleiben, da ist Martin Prellinger sicher: "Das war ja jetzt vierzehn Jahre lang meine Hoamat." Sicher werde man nicht alles aufrecht erhalten können, aber viele persönliche Bindungen blieben gewiss erhalten. "Ich werde jedenfalls sehr gerne wiederkommen, dann halt als Privatperson", unterstreicht der Stadtpfarrer.

Ab Herbst wird Martin Prellinger also in Passau tätig sein, genauer im Pfarrverband Passau-Ilzstadt, zu dem die Pfarreien Ilzstadt, Grubweg und Hals gehören. Dieser Pfarrverband ist kleiner als Zwiesel-Ludwigsthal und auch anders strukturiert – er besteht aus lauter Stadtteilen Passaus. "Die Dörfer-Struktur fällt weg, aber die Inhalte werden wohl ähnlich sein wie hier", blickt der 54-Jährige voraus.

Drei Pfarrkirchen, ein Pfarrheim und einige Kapellen gehören zu seinem künftigen Wirkungsgebiet, das er mit einem kleineren Team als in Zwiesel betreuen muss. Ein Pastoralreferent, ein indischer Mitbruder und ein Ruhestandspfarrer werden Prellinger unterstützen. Aber immerhin, und das sei ihm schon wichtig, schmunzelt er: "Ich bleibe auf der Woid-Seite von Passau."

Martin Prellinger wurde am 30. Juni 1990 zum Priester geweiht. Als Kaplan war er in Bad Griesbach und Regen tätig. Es folgte eine mehrjährige Tätigkeit als Diözesanjugendpfarrer und BDKJ-Diözesanpräses, bevor er im Oktober 2005 die Nachfolge Prälat Helmuth Schulers als Stadtpfarrer in Zwiesel antrat. Seit gut fünf Jahren ist Prellinger auch Dekan im Dekanat Regen.

Der Pfarrverband Zwiesel-Ludwigsthal wird jetzt zur Neubesetzung ausgeschrieben.