"Aus Worten werden Taten"
Bürgermeisterin Menigat findet mahnende Worte zum Volkstrauertag
Zum Volkstrauertag hat Bürgermeisterin Gerti Menigat bei der Gedenkveranstaltung in Ludwigsthal eindringliche Worte gefunden und dabei den Blick nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch in die Zukunft gerichtet.
Mit einem Gedenkgottesdienst begannen die Feierlichkeiten. "Es ist gut, wenn man ein Ziel vor Augen hat, das kann ungeahnte Kräfte freisetzen", meinte Pfarrer Martin Prellinger. Negativ sei es, wenn jemand um jeden Preis, auch mit Einsatz von Unterdrückung, ein Ziel erreichen wolle. Diese Menschen rechtfertigten den Einsatz von Gewalt und Ausbeutung, um ihre Macht zu erhalten. Die beiden Weltkriege seien Beispiele dafür.
"Wenn wir unsere Welt anschauen, ist sie besser geworden?" fragte Prellinger. Terrorismus, Atomwaffen, gesellschaftliche Polarisierung und Ideologien bedrohten die Menschen auch in unserer Zeit. Der Stadtpfarrer kam zurück auf das Evangelium und zitierte die Worte Jesus: "Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen". Die Menschen sollten die Hoffnung nicht aufgeben, dass Liebe den Hass besiege.
Nach dem Gottesdienst versammelten sich die gemeindlichen Feuerwehren, der Trachtenverein, Gemeinderäte und Gläubige vor dem Kriegerdenkmal. Zwei Soldaten aus der Patenkompanie des Panzergrenadierbataillons 112 hielten mit brennenden Fackeln die Ehrenwache.
"Der Volkstrauertag erinnert uns zu Recht jedes Jahr an die vielen Toten, das Elend und das Leid, das Kriege verursachen", sagte Bürgermeisterin Menigat. Auch heute würden sich Nationalismus und Populismus wieder wie eine Seuche ausbreiten und die Gesellschaft spalten. Hass und Hetze nähmen zu und machten auch vor Politikern und sogar Rettungskräften nicht Halt. "Das macht mir echte Sorgen, weil aus Worten Taten werden, das kann man ja mittlerweile fast jeden Tag in den Nachrichten hören. Aus Hass und Hetze ist noch nie etwas Gutes entstanden, das lehrt uns unsere Geschichte",mahnte die Bürgermeisterin. Sie hoffe, dass die Menschen wieder zueinander finden und die Probleme auf demokratische Weise gelöst werden.
Hauptmann Anton Kieffer bedankte sich für die großzügigen Kriegsgräber-Spenden der Lindberger Bevölkerung. "Aus Erfahrung kann ich nachvollziehen, dass durch jede Erfahrung mit Krieg und Gewaltherrschaft individuelle Lebensläufe beeinflusst und zerstört werden", sagte Kieffer und erinnerte an die 114 deutschen Soldaten, die seit 1992 in Auslandseinsätzen ihr Leben verloren haben. Der Volkstrauertag dürfe aber nicht nur ein Tag der Trauer sein, sondern müsse für die jüngere Generation ein Tag gegen das Vergessen sein.
Anschließend senkten sich die Fahnen und Kreisbrandmeister Hans Richter gab das Kommando "Still gestanden". VdK-Vorsitzende Roswitha Klimm und Bürgermeisterin Gerti Menigat legten einen Kranz nieder, dazu spielte Reinhard Reiter auf seiner Trompete "Ich hatt’ einen Kameraden". − bbz