"Freiheit und Sicherheit sind zerbrechliche Güter"
Hauptmann Patrick Neudecker hält Mahnreden zum Volkstrauertag in Bayerisch Eisenstein und Regenhütte
Vor einem der schönsten Kriegerdenkmäler im Bayerischen Wald hat man am Samstagabend in Regenhütte der Opfer beider Weltkriege gedacht. Den Gottesdienst in der Regenhüttler Kirche zelebrierte Pfarrer Bogdan Bogdanowski – sozusagen auf fremdem Terrain, denn Regenhütte gehört ja bereits zur Diözese Passau, während Bayerisch Eisenstein Teil des Bistums Regensburg ist. Bogdanowski erklärte, er habe mit Dekan Martin Prellinger besprochen, dass man sich als Nachbarn bei Bedarf gegenseitig aushelfe. Zu seinem, Bogdanowskis, 25. Priesterjubiläum sei ihm der Dienst für die Messe zum Volkstrauertag angeboten worden und das habe er auch angenommen.
In Regenhütte hielt Kompaniechef Neudecker die Mahnrede vor der Gefallenen-Gedenkstätte am Waldrand. −F.: privat/FFW Regenhütte
Nach dem Gottesdienst ging es in einem Fackelzug der Feuerwehr Regenhütte zum beleuchteten Kriegerdenkmal am Waldrand. Mit dabei waren Soldaten der 4. Kompanie des Panzergrenadierbataillons 112 aus Regen unter der Führung von Hauptmann Patrick Neudecker und Bürgermeister Georg Bauer. Bei kühlem, aber trockenem Wetter und getragener musikalischer Umrahmung gedachte man der Toten und gefallenen Soldaten.
Hauptmann Neudecker erinnerte in seiner Rede an die großen Katastrophen des 20. Jahrhunderts, die beiden Weltkriege mit zig Millionen Toten. Die Folgen dieser Kriege und das durch sie ausgelöste Leid verblasse jedoch allmählich und sei in der Wahrnehmung der jüngeren Generationen oft nicht viel mehr als eine Randnotiz im Schulunterricht.
Einerseits sei das ja positiv, zeige es doch, dass für die Deutschen Krieg und Gewalt immer weiter in die Ferne rückten und ein freier, friedlicher Alltag zur Normalität geworden sei. "Dafür müssen wir den Generationen, die diesen Weg geebnet haben, dankbar sein", so der Kompaniechef.
Andererseits wachse mit dem Vergessen jedoch auch die Gefahr, vergangene Fehler zu wiederholen und nicht mehr wertzuschätzen, wie gut es uns heute gehe. Und genau deshalb sei ein kollektiver Tag der Erinnerung wie der Volkstrauertag heute noch mindestens so wichtig wie früher.
Wenn man den Blick über Deutschland hinaus richte, müsse man ohnehin feststellen, dass insgesamt aktuell keineswegs von einer friedlichen Zeit die Rede sein könne, sagte Neudecker. Mittlerweile seien auch über 100 deutsche Soldaten in Auslandseinsätzen ums Leben gekommen – nicht zuletzt drei Männer seiner Kompanie 2011 in Afghanistan.
"Die nachfolgenden Generationen müssen alles daran setzen, mit der Trauer eine positivere Zukunft zu erschaffen und zu erhalten", mahnte der Redner. Freiheit und Sicherheit seien zerbrechliche Güter, Frieden keine Selbstverständlichkeit. "Unsere gefallenen Kameraden erinnern uns still daran, dass unser Leben in Frieden den höchsten Preis kosten kann", so Neudecker weiter. Gerade in einer Zeit, da sich Politik und Bürger oft in Extremen definierten, wo es kaum mehr eine Mitte zu geben scheine, sei es wichtig, daran zu erinnern, "was Extreme an der Macht anrichten können."
Gemeinsam mit Bürgermeister Bauer legte Hauptmann Neudecker dann einen Kranz am Kriegerdenkmal nieder. Der Bürgermeister bedankte sich bei der Feuerwehr Regenhütte für die Organisation und Durchführung der Feierlichkeiten, bei Hauptmann Neudecker mit seinen Soldaten für die Ehrenwache und die Gedenkrede, bei Pfarrer Bogdanowski für den Gottesdienst, bei der Bläsergruppe für die musikalische Umrahmung und bei den Besuchern für die Teilnahme an Gottesdienst und Totengedenken.