PNP 06.01.2017


"Nicht alle kennen diesen alten Brauch" 

Die Sternsinger Felix Kuchler, Christina Gerl und Emanuel Schmid bringen Segen und sammeln für Not leidende Kinder

 

Ein Schluck warmer Tee tut den Sternsingern gut, die bei Schnee und Kälte von Haus zu Haus ziehen. Am heutigen Dreikönigsfest werden Emanuel Schmid, Christina Gerl und Felix Kuchler (v.l.) so wie die vielen anderen Sternsinger in allen Pfarreien feierlich in der Kirche empfangen. − Foto: Winter 

Manchmal ist sie nur eine kurze Pause vom Alltag und der Anlass für einen kleinen Ratsch, ein anderes Mal der Auftakt für ein ausgedehntes Gespräch. In seiner Serie bittet der Bayerwald-Bote zu einer Tasse Kaffee. Nach altem Brauch zogen in den vergangenen Tagen wieder die Sternsinger von Haus zu Haus. Seit zehn Jahren sind in der Pfarrei Ludwigsthal Felix Kuchler (19) aus Ludwigsthal, Emanuel Schmid (19) aus Oberlindbergmühle und seit drei Jahren auch die Zwieslerin Christina Gerl (18) als Könige gekleidet unterwegs.

Wie trinkt ihr Euren Kaffee?

Emanuel (Azubi im Finanzamt): Ganz schwarz.

Christina (Schülerin): Ich mag keinen Kaffee, ich trinke Früchtetee.

Felix (Azubi Industriemechaniker): Am liebsten Cappuccino.

Wie kommt denn eine Zwieslerin zu den Sternsingern nach Ludwigsthal?

Christina: Der Felix ist mein Freund, ich geh schon zum dritten Mal in Ludwigsthal mit. Ich bin Ministrantin in Zwiesel, aber da gehen nur die Kleinen zum Sternsingen. In Ludwigsthal sind eh zu wenig, da helfe ich gerne aus. Das macht mir mehr Spaß mit den Gleichaltrigen.

Habt ihr Nachwuchsprobleme bei den Ministranten?

Emanuel: Jahrelang waren wir nur zu viert, jetzt sind wir sechs. Die Sternsinger sind in der Pfarrei Ludwigthal in zwei Gruppen unterwegs, wir haben ein großes Gebiet abzudecken. Die Kleinen gehen in Ludwigsthal, Schleicher, Kreuzstraßl und Lindbergmühle, wir haben die Gebiete Regenhütte, Zwieslerwaldhaus, Schwellhäusl und Haus zur Wildnis. Wenn wir fertig sind, helfen wir noch der anderen Gruppe.

Da ist es gut, dass ihr schon volljährig seid und Auto fahren könnt, oder?

Emanuel: Auf alle Fälle. Früher hat uns immer der Pfarrer gefahren.

Wie reagieren denn die Menschen auf euren Besuch?

Felix: Die meisten Leute freuen sich. "Endlich seid ihr da, wir haben schon gewartet", das bekommen wir oft zu hören. Es gibt aber auch welche, die schlagen einem die Tür vor der Nase zu. Das sind meistens die Zugezogenen, die kennen diesen Brauch nicht.

Emanuel: Einmal saßen in der Christmette in Regenhütte zwei Auswärtige ganz vorne in der ersten Reihe. Auch die haben uns die Tür zugeschlagen, als wir sie einige Tage später als Sternsinger besucht haben. Das war krass.

Christina: Manchmal wird uns erst gar nicht aufgemacht, obwohl jemand zu Hause ist. Das gibt es auch. Schade.

Felix: Es sind aber nicht alle so. Es gibt auch immer wieder Leute, die den Brauch nicht kennen und sich trotzdem freuen. Sie hören zu und fragen nach, was das zu bedeuten hat.

Was sagt ihr dann zu diesen Leuten?

Felix: Das Sternsingen ist ein ganz alter Brauch. Als die heiligen drei Könige gekleidet spielen wir den Zug zur Krippe nach.

Christina: Heute ist das Sternsingen die weltweit größte Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder.

Zieht ihr tatsächlich singend von Haus zu Haus?

Christina: Nein. Wir sind mit langen Gewändern und Umhängen gekleidet, haben einen großen goldenen Stern und Weihrauch dabei und der Emanuel sagt ein Gedicht auf.

Emanuel, würdest du das Gedicht für unsere Leser aufsagen?

Emauel: Ja gern. Aber es ist nicht die Originalversion. Wir haben den Spruch etwas abgeändert und angepasst, weil wir beim Aufsagen der anderen Variante immer so lachen mussten.

Christina: Und wenn einer zu lachen anfängt, müssen alle lachen und keiner kann mehr aufhören.

Emanuel: Also der Spruch geht so: "Wir sind die heiligen drei Könige aus dem Morgenland. Wir ziehen dahin im heiligen Land. – Wir können nicht bleiben, wir müssen noch fort, Bethlehem ist unser heiliger Ort. – Dort liegt Jesus Christus im Krippelein, wir bringen Gold, Weihrauch und Myrrhe dem Kindelein." Dann schwenken wir das Weihrauchfass, schreiben den Segen über die Tür und wünschen ein gutes neues Jahr.
Für den Segen gibt es regional unterschiedliche Schreibweisen. Was schreibt denn ihr über die Türen?
Emanuel: 20*C+M+B*17
Felix: Meistens müssen wir nur die Jahreszahl ausbessern.
Emanuel: Die Buchstaben C+M+B stehen für die lateinischen Worte Christus Mansionem Benedicat. Übersetzt heißt das: Christus segne dieses Haus.
Mit dem Geld, das ihr bei der Sternsingeraktion sammelt, werden Kinder in Not unterstützt. Wohin fließen denn die Gelder in diesem Jahr?
Emanuel: Das Leitwort der Sternsinger in diesem Jahr lautet: "Segen bringen, Segen sein. Gemeinsam für Gottes Schöpfung – in Kenia und weltweit". Wir leiten aber unsere Spenden schon jahrelang weiter an das Straßenkinderprojekt von Pfarrer Ganserer in Südafrika. Pfarer Ganserer stammt ja aus unserer Pfarrei. Da kommen jedes Jahr um die tausend Euro zusammen. Manche Leute meinen, wir sammeln das Geld für uns selber oder für die Ministranten. Aber das ist nicht der Fall: Das wird alles an die armen Kinder weitergegeben.
Gibt es Vorfälle in eurer langen Sternsingerzeit, die euch besonders im Gedächtnis geblieben sind?

Christina: Ich war mit den Zwieseler Sternsingern unterwegs, als Schwester Dominik im Krankenhaus das Weihrauch-Fass allzu kräftig schwenkte, so dass die Brandmelder ansprangen und Feueralarm ausgelöst wurde. Das war eine Aufregung mit dem riesigen Feuerwehr-Aufgebot. Anfangs haben wir gar nicht gemerkt, dass wir die Auslöser waren.

Emanuel: So was ähnliches ist uns auch schon passiert – im Schwellhäusl. Da haben beim Ausräuchern plötzlich die Brandmelder zum Pfeiffen angefangen.

Felix: Mit dem Weihrauch, da ist uns schon mehr passiert. Einmal war plötzlich die Kohle weg. Als wir uns umgeschaut haben, lag die Kohle am Teppich und hat ein Loch hineingebrannt. Peinlich.

Emanuel: Die Leute haben aber gar nix gesagt. Das war eh schon ein alter Teppich.

Was sagen denn eure Freunde dazu, dass ihr mit fast 20 Jahren noch als Sternsinger unterwegs seid?

Felix: Da gibt es schon einige, die sagen: "Jetzt darfst aber mal aufhören mit dem Ministrieren". Man muss sich fast schon rechtfertigen für seinen Glauben und dafür, dass man in die Kirche geht. Viele meinen, wir müssen in die Kirche gehen. Aber wir tun das freiwillig und gern.

Emanuel. Ja genau und wir werden weiterhin ministrieren und auch nächstes Jahr wieder als Sternsinger von Haus zu Haus ziehen. Eines möchte ich zum Schluss noch sagen, damit da nichts falsch rüberkommt: Es gibt ganz viele nette Menschen, die heißen uns herzlich willkommen und bieten uns auch was zu trinken und zu essen an.

Christina: Was Warmes zu trinken, das tut in der Kälte richtig gut. Da sind wir schon recht dankbar.

Emanuel: Und einige fragen uns sogar, ob wir noch aufs Klo müssen, bevor wir weiterziehen. Das gibt’s auch.

Das Gespräch führte Claudia Winter