PNP 07.06.2016

Der Missionar aus dem Bayerwald

Pfarrer Alois Ganserer lebt und arbeitet in einem Armenviertel in Südafrika – Im Juli feiert er Priesterjubiläum

 


 

Neben seiner Arbeit als Priester hat Alois Ganserer auch zwei soziale Projekte im Township von Bloemfontein ins Leben gerufen: einen Kindergarten und ein Kinderheim. Das Bild zeigt ihn zusammen mit Schwester Julia und einigen Buben aus dem Kindergarten. − Foto: privat

 

1960 geboren, ist Alois Ganserer im idyllischen Kreuzstraßl aufgewachsen. In der Hypo-Bank in Zwiesel hat er eine Ausbildung zum Bankkaufmann gemacht, doch sein Lebensweg führte ihn bald in eine ganz andere Richtung: Im Juni 1991 wurde er in Bamberg zum Priester geweiht. Seine Primiz am 7. Juli 1991 war ein großes Fest in seiner Heimatpfarrei Ludwigsthal. Heute lebt und arbeitet Alois Ganserer als Missionar in Südafrika, mitten im Township der Stadt Bloemfontein. Im Vorfeld seines 25-Jahre-Jubiläums als Priester, das er am 3. Juli beim Ludwigsthaler Pfarrfest feiert, hat Alois Ganserer mit dem Bayerwald-Boten über seine Arbeit im Armenviertel und über seine alte Heimat gesprochen.

Wann wussten Sie, dass Sie Pfarrer werden möchten? Gab es einen bestimmten Auslöser für diese Entscheidung?

Ganserer: Da gibt es keinen genauen Tag. Das war ein Prozess über mehrere Jahre hinweg. Einige Punkte will ich erwähnen, die diesen Wunsch aufkommen ließen und genährt haben: Ich war sehr gerne Ministrant, die Liturgie hat mich angerührt. Zudem war meine Oma sehr fromm und ich ging sehr gerne mit ihr zur Kirche am Sonntag.

Dann war da noch mein ehemaliger Heimatpfarrer Johann Gröger – und ganz konkret eine Predigt von ihm an einem Gute-Hirten-Sonntag, dem Weltgebetstag für geistliche Berufe. Ich fühlte mich zu Hause in der Kirche, im Gebäude und in der katholischen Kirche als Ganzes.

Ein weiterer wichtiger Moment war an meinem 18. Geburtstag, als ich im Auftrag der Hypo-Bank, wo ich meine Ausbildung absolvierte, Botengänge machte. Auf dem Weg traf ich Prälat Franz-Xaver Neun. Er erkannte mich, sprach mich an und fragte mich, ob ich denn nicht Priester werden wolle. Ich konnte nicht anders, als Ja zu sagen, weil mich dieser Gedanke zu dieser Zeit schon sehr konkret beschäftigte, er mir aus dem Herzen sprach und ich nicht wusste, mit wem ich darüber sprechen sollte und wie ich es konkret angehen soll.

Von da an war der Stein ins Rollen gekommen. Es kam neun Monate später eine schwere Krankheit dazwischen, die mich vier Wochen im Krankenhaus ans Bett fesselte. Während dieser Zeit wurde es mir klar: Wenn ich wieder gesund werde, werde ich konkret meinen Weg beginnen Richtung Priesterberuf.

So wurde es dann auch. Ich kündigte bei der Bank, ging zurück zur Schule, ins Spätberufenenseminar St. Josef, machte dort mein Abitur nach und trat dann ins Priesterseminar ein. Es war ein langer Weg mit vielen Ups and Downs, Höhen und Tiefen, aber der Wunsch, Priester zu werden, kam immer wieder. Heute muss ich sagen, es war unser Herr Jesus Christus, der mich zutiefst berührte. Ich fühlte mich zu ihm hingezogen und von ihm eingeladen, ihm zu dienen und dem Reich Gottes.

Wie und wann hat es Sie aus dem Bayerwald nach Südafrika verschlagen?

Ganserer: Der konkrete Anfang war als Seminarist nach meinem Studium Ende März 1990, als ich mit einem Freund die Möglichkeit bekam, für vier Monate in Südafrika, damals noch Apartheid-Regime, Missionserfahrungen bei den Comboni-Missionaren zu machen.

Eigentlich wollte ich nach meinem Theologiestudium noch für mich pausieren und Homiletik (ein Teilbereich der Pastoraltheologie, die Red.) in Würzburg studieren, bevor ich in den Pastoralkurs, die Vorbereitungszeit für die Priesterweihe, eintreten würde. Aber das wurde nicht genehmigt. Durch einen Kollegen, der zu dieser Zeit gerade aus einem Praktikum in Nairobi in Kenia zurückkam, wurde ich motiviert, Erfahrungen in einem Missionsland zu sammeln. Dazu kam, dass ich mich bereits in den Jahren zuvor für die Weltmission interessierte und engagierte.

Zurückgekehrt aus Südafrika, Ende Juli 1990, begleiteten mich die dort gemachten Erfahrungen, so dass ich schließlich nach meiner zweiten Dienstprüfung als Priester meinen Bischof bat, mich für zehn Jahre als Fidei-Donum-Priester für den Dienst in der jungen Kirche in Südafrika freizustellen. Am 10. Januar 1997 war dann die Abreise.

Wo genau sind Sie in Südafrika tätig und wie muss man sich Ihre Arbeit vorstellen?

Ganserer: Seit Januar 1999 arbeite ich als erster Pfarrer einer neuen Township-Gemeinde am Rande der Großstadt Bloemfontein bei Afrikanern. Neben meiner priesterlichen Tätigkeit habe ich zwei soziale Projekte initiiert, einen Kindergarten und ein Kinderheim. Bedingt durch diese Projektarbeit wurde ich Arbeitgeber, konkret bei mir in der Missionsstation und dann im weiteren für die Angestellten in den beiden Projekten. Als Folge davon rutsche ich auch hinein in Managerarbeiten mit Fundraising, Bau und Renovierung von Gebäuden, Berichte schreiben, Finanzbuchhaltung, Administration. Alles Dinge, die ich nicht gerne mache und die mich häufig zeitlich zu sehr beanspruchen.

Was fasziniert Sie so an dem Land?

Ganserer: Südafrika ist ein sehr großes, weites und sehr schönes Land mit einer großen Vielfalt von Landschaften, Klimazonen, Pflanzen und Tieren.

Was sind die Probleme, mit denen Sie in Südafrika konfrontiert sind?

Ganserer: Ein echtes Problem sind die öffentlichen Behörden. Es ist sehr frustrierend, wenn man damit zu tun hat. Die Korruption, die Kriminalität, der große Verlust an moralischen Werten in der Gesellschaft, die große Kluft zwischen Arm und Reich, die sehr große Arbeitslosigkeit, die schlechten Straßen, die schlechte Versorgung mit Strom und Wasser, Abfallbeseitigung, die Missverständnisse, die immer noch auftreten aufgrund meiner nicht so guten Sprachkenntnisse.

Haben Sie manchmal Heimweh nach dem Woid und wie halten Sie Kontakt in die alte Heimat?

Ganserer: Ja, das Heimweh gibt es, auch nach dem geliebten Woid, und nach vielen Dingen, die ich in Südafrika vermisse. Der Kontakt in die alte Heimat hat sich sehr verbessert in den letzten Jahren im Vergleich zu meinen Anfangsjahren in Südafrika. Durch Telefon, Handy, Whatsapp, E-Mail, aber auch bedingt durch gesundheitliche Probleme, komme ich öfters nach Deutschland als in den ersten Jahren.

Gibt es etwas, das Sie in Südafrika besonders vermissen?Ganserer: Ja, das gute deutsche Essen, das bayerische Bier und die Spaziergänge im Wald.

Auch im Bayerwald besuchen immer weniger Menschen die Gottesdienste. Kirche und Glaube spielen für viele fast keine Rolle mehr im Leben. Was können Christen in Deutschland von Christen in Südafrika lernen?

Ganserer: Auch ich konnte in den letzten Jahren einen leichten Rückgang beobachten von Christen, die am Sonntag den Gottesdienst mitfeiern, sowie eine langsam ansteigende Säkularisation, einhergehend mit einem großen Verfall moralischer Werte. Jedoch sind Glaube, Kirche, Gottesdienst, Gebet, Gesang und Bibellesung auch heute noch wichtig für viele Christen, vor allem für Afrikaner.

Des weiteren sprechen mich die Spontaneität und Lebendigkeit vieler afrikanischer Christen beim Gottesdienst, bei Gebet und Gesang an. Zeit ist da nicht so wichtig.

Haben Sie einen Wunsch für ihr Priesterjubiläum?

Ganserer: Wenn Sie mich fragen nach einem Wunsch für mein Priesterjubiläum, dann will ich sagen, dass die Botschaft Jesu Christi die Herzen vieler Menschen von heute berührt, dass viele Menschen bei ihm finden, wonach sie im Tiefsten ihres Herzens suchen und dass mir Gott noch viele weitere Jahre im priesterlichen Dienst an den Menschen schenken möge.

Interview: Christina Hackl

 

 

 

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